Dienstag, 27. November 2012

DIENSTAG #7

Heute war ein entspannter Tag. Anstatt über Texte und Erfahrungen zu diskutieren, stand eine Filmsichtung an. Life in a Day von Regisseur Kevin Macdonald. Ich hatte bisher zwar von diesem Film gehört, ihn aber noch nicht gesehen. Um es kurz zu machen: Bei Life in a Day handelt es sich nicht um einen Film im konventionellen Sinne, es ist vielmehr eine Auswahl aus 4500 Stunden Footage, das am 24. Juli 2010 auf der ganzen Welt aufgenommen wurde. Die Inhalte sind vielfältig, aber immer berühren sie. Es werden krasse Gegensätze gezeigt, von reich bis arm, jung bis alt, krank bis gesund.

Ich fand den Film insgesamt sehr bewegend, doch gerade die interessantesten Sequenzen wirkten durch ihre professionelle Aufnahme (fernab von der Cliphaftigkeit YouTubes) irgendwie inszeniert und alles andere als zufällig. Die Überleitungen wirkten wiederum stimmig und so empfand ich eben gerade diese bloße Aneinanderreihung verschiedener Clips gar nicht so ungewohnt oder gar störend.

Instinktiv habe ich mich im Verlauf des Films gefragt: Was habe ich am 24. Juli 2010 gemacht? Ohne weiteren Anhaltspunkt wird das wohl kaum jemand aus dem Stehgreif beantworten können und so sollte ich am liebsten einen alten Kalender in die Hand nehmen und nachschlagen. Von ganz banalen Aktivitäten abgesehen lassen sich damit nämlich die letzten Jahre meines Lebens ziemlich gut nachvollziehen. Überraschenderweise sollte diese Frage gegen Ende des Films schon beantwortet werden, als Bilder der Loveparade 2010 in Duisburg gezeigt wurden. Die meisten Deutschen werden konkrete Erinnerungen an diesen Tag haben. Ich weiß noch, wie ich an besagtem Samstag in der Uni saß und zwei Klausuren (Communication I und Translation I) schrieb. Als ich am Nachmittag im Zug gen Heimat saß, bekam ich eine SMS-Alarmierung mit der Bitte um Bereitstellung unserer Einsatzeinheit bei der Loveparade. Den Rest des Tages verbrachte ich, mittlerweile zuhause angekommen, vor dem Fernseher sitzend - völlig fassungslos.

Unabhängig von meinen Erfahrungen hat Life in a Day gezeigt, wie flüchtig Zeit ist. Ein Tag ist verdammt kurz und in den allermeisten Fällen auch verdammt banal. Nichts Besonderes. Das ist auf der einen Seite schade, animiert einen aber auch irgendwo, die Tage nicht einfach so vorbeiziehen zu lassen. Carpe diem. Seize the day. Man kennt das ja.

Dienstag, 13. November 2012

DIENSTAG #5

Nach einer Pyjamaparty ist das mit der Selbstmotivation irgendwie noch schwieriger als ohnehin schon. Ich bräuchte eigentlich permanent einen Trupp Cheerleader, der mich anfeuert - oder einen Drill Sergeant, der mich anschreit. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, was ich schlimmer finden soll.

Gemessen an dem, was ich aus dem Seminar so mitgenommen habe, war ich wohl mal wieder nur körperlich anwesend. Ärgerlich. Eigentlich gehe ich nämlich schon irgendwie gern hin. Immerhin habe ich die vier Funktionen des Dokumentarischen nach Renov mitbekommen:
a) to record, reveal, or preserve,
b) to persuade or promote,
c) to analyze or interrogate or
d) to express.
Interessant war in meinen Augen die Fragestellung, ob das alles überhaupt etwas mit sozialen Medien zu tun hat. Die Frage ist ja quasi schon so gestellt, dass man sie mit "ja" beantworten muss. Die Frage ist also vielmehr: Was hat das mit sozialen Medien zu tun? Wenn ich so darüber nachdenke, dann muss ich vor allem an die Aussage Renovs denken, dass diese Kategorien sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern auch überlappen können. Soziale Medien sind meiner Meinung nach dazu in der Lage alle Funktionen in sich zu vereinen und das grenzt sie von anderen Formen der Dokumentation ab. Hinzu kommt die Möglichkeit, sich eben auszutauschen, zu kommentieren. Dieser Austausch hat dann wiederum Einfluss auf die Dokumentation, usw.

Dienstag, 6. November 2012

DIENSTAG #4

Ich bin unfassbar motiviert. Nicht. Den größten Teil der heutigen Seminarsitzung habe ich bereits erfolgreich verdrängt. Wie soll man denn überhaupt etwas lernen, wenn man anschließend eine zweiminüte "Rede" halten muss, die zu allem Überfluss auch noch auf Video aufgezeichnet wird? Da suche ich mir schon ein Thema aus, das ich in- und auswendig beherrsche, da packt mich der Zeitdruck und ich mache das, was ich am besten kann: schnell reden. Viel zu schnell. Immerhin fließt das nicht in unsere Endnote ein und ich muss mir den Mitschnitt, den wir nächste Woche bekommen nur ein einziges Mal ansehen. Das werde ich natürlich bis zum Ende des Semesters aufschieben, um nicht an dieses durchaus unangenehme Ereignis erinnert zu werden. Immerhin ereilte mich noch die freudige Botschaft einer eingetrudelten Note. Ich liebe das ja. VSPL verschickt Mails mit dem Hinweis auf eine neu eingetragene Note. Natürlich (ich nehme mal an aus Datenschutzgründen) findet man die eigentliche Note nicht in der Mail. Man kann sie auch nicht mal eben so online nachschauen. Sonst würde ich das ja mit meinem ultramodernen Handy tun. Aber nein, man braucht ja seinen Kartenleser für so etwas. Umstand lässt grüßen. Der Umstand wird aber wie so oft dadurch gerechtfertigt, dass ich eher tanzen als weinen möchte beim Anblick meiner Note. 1,3 für eine Linguistik-Übung, in der man quasi nix gelernt hat? Geht klar! Ebenso konnte die Nachbesprechung für den ziemlich reibungslosen Einsatz in Unna-Massen (ich berichtete) meine Laune etwas heben. Nur weil mal etwas nicht perfekt gelaufen ist, muss ich mir nicht die Decke über den Kopf ziehen und mich in Grund und Boden schämen. Sollte ich zumindest nicht. Hauptsache, da steht eine Eins vor dem Komma. (Ha ha.)

Nichtsdestotrotz habe ich gerade noch einmal einen kurzen Blick in den Text geworfen, um noch ein paar kurze Gedanken zur heutigen Sitzung festzuhalten. Stichwort: Selbstreflexion, Selbstinszenierung. Gemessen an der Tatsache, dass ich mich schon seit Mitte 2005 in "sozialen Medien" tummle, eine durchaus interessante Sache. Ich glaube nicht, dass ich je versucht habe, mich wirklich anders darzustellen als ich tatsächlich bin. Aber natürlich wird hier und da auch mal etwas geschönt. Andere Leute müssen ja nicht alles über einen wissen. Davon abgesehen definiert man sich ja auch häufig über ein gewisses Miteinander oder Abgrenzen von Personen, Interessensgebieten usw. Wenn ich über mich rede, dann gehören da auch immer andere Personen dazu. Solche, die mir wichtig sind und deren Meinung mir wichtig ist. Die wollen sich vielleicht nicht unbedingt auf Blogs oder auf Facebook wiederfinden - und das ist auch völlig okay so.
Wenn es um Selbstreflektion geht, kann ich mich selbst zitieren:
7. September 2012
"Sehr, sehr lange hat das Bloggen mir gar nicht mal so gefehlt. Aber irgendwie braucht man es doch, dieses Ventil. Deshalb bin ich wieder hier, auch wenn es in den letzten Monaten einige Veränderungen gab, von denen mich ein paar immer noch sehr beschäftigen und auch jetzt noch manchmal aus der Bahn werfen.
Allerdings war das Bloggen oft eine Stütze für mich, um Ereignisse zu überdenken, zu ordnen - um letzten Endes auch daraus lernen zu können."
So sieht's aus und nicht anders. Vielleicht habe ich auch genau deshalb diese Plattform für meine Form des Dienstagstagebuchs gewählt. Everything happens for a reason und so!